Die erste technische Einrichtung zur Erzeugung von brennbaren Gasen aus Holz und anderen Materialien (Steinkohle) wurde von seinem Erfinder, dem Franzosen Philippe Lebon als »thermolampe« bezeichnet, was in deutsch als Thermolampe übernommen wurde.
Als Pionier der Gasbeleuchtung gilt der schottische Erfinder William Murdoch der in Cornwall für Boulton& Watt arbeitete. Sein Haus in Redruth war 1791 das erste Gebäude mit Gaslicht aus der Verkokung von Steinkohle.
Lebon experimentiert mit Holz und erhält darauf am 29. September 1799 ein Patent. Lebon publiziert eine vielbeachtete Schrift, in der er visionär die wichtigsten Einsatzmöglichkeiten von Gas vorhersagt: die Beleuchtung, die Heizung, das Kochen, aber sogar auch schon den Verbrennungsmotor (dieser wird erst 60 Jahre später erstmals von Lenoir erfunden!). Er organsierte 1801 eine öffentliche Vorführung in Paris und einer der Besucher ist Gregory Watt, der Sohn von James Watt. Dieser drängt Murdoch zur Intensivierung der Arbeiten an der Gasbeleuchtung um Lebon zuvorzukommen.
Auch ein anderer Besucher erkennt das wirtschaftliche Potenzial. Ein deutscher Kaufmann, der die englische Staatsbürgerschaft angenommen hatte und sich Frederick Albert Winsor (ursprünglich Winzer) nannte, widmet sich für den Rest seines Lebens ganz der Entwicklung der Gastechnik. Er will Lebons Patent in England verwerten, übersetzt die Schrift über die Thermolampe, versucht ihm ein Exemplar abzukaufen Lebon verweigert ihm jedoch – wie vielen andern auch – die Zusammenarbeit.
Winsor kehrt in seine Heimatstadt Braunschweig zurück und gibt eine dreisprachige Übersetzung von Lebon’s Schriften heraus und entwickelt selbst einen »Patentofen« Im Laufe der Jahre entwickelt er seinen Ofen in kleinen Schritten weiter und erhält – nachdem er nach England zurückgekehrt war – am 18. Mai 1804 dafür sogar ein Patent. Winsor’s Patent-Ofen kann unterschiedlichen Brennmitteln, wie Holz und Kohle nutzen, kann Gas, Öl, Teer und Säuren herstellen und hinterlässt als Abfallprodukt Koks bzw. Holzkohle .
August Wilhelm Lampadius, Professor in Freiberg/Sachsen hat seinem Kurfürstenen in dessen Schloß in Dresden bereits 1799 eine Thermolampe vorgeführt.
Es gibt ein Buch aus dem Jahr 1803 mit dem Titel »Die Thermolampe in Deutschland« von Zacharias Andreas Winzler, der eine solche Thermolampe in seinem Haus in Znaim (heute Znojmo 75 km nördlich von Wien) aufgestellt
Er bezieht sich ausdrücklich auf das Patent von Lebon nennt die genaue Quelle der deutschen Veröffentlichung. Er schreibt von einer Vielzahl von Berichten in Zeitungen, die er nich alle kennen könne, aber nennt 3 Flugblätter und Bröschüre
Beim zweiten handelt es vermutlich um das Buch von Carl Gottfried Bünger, Abbildung und Beschreibung einer Thermolampe: Nebst einem zweckmässigen Apparat zur Zimmerbeleuchtung(Pirna, 1802). Ein Hinweis unter Notizen in »Neues allgemeines Journal der Chemie«, Band 1, Seite 464. 3. Neue Einrichtung einer Thermolampe von C. Bünger, Besitzer der Löwen-Apotheke in Dresden. Er hielt Vorlesungen über Experimentalchemie. Er kannte den Apparat von Lampadius, hiel seine eigne Konstruktion aber für besser. Er betreibt ihn mit Scheitholz oder Kohle (durch Umstellen der Luftmenge) und betreibt das Laboratorium seiner Apotheke damit.
Zacharias Andreas Winzler hatte 1802 aus der Zeitung erfahren und baute einen Apparat, den er »Universal-Leucht-, Heiz-, Koch-, Sud-, Destillier- und Sparofen« nannte und vom Kreishauptmann Vincent Elden von Rosenberg in Znaim oder für die Kunstgalerie des Grafen Joseph Deym in Wien. Deym besaß eine der größten Wachsfigurensammlungen, in der sämtliche Persönlichkeiten jener Zeit als Figur vorhanden waren. Diese Wachsfiguren wurden in der Galerie auf einer exotischen oder heroischen Art dargestellt, während Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, wiedergegeben durch Orgelwalzen und andere Musikautomaten, spielte.
Sein Buch ist »Die Thermolampe in Deutschland; Oder: vollständige, sowohl theoretisch- als praktische Anleitung, den ursprünglich in Frankreich erfundenen, nun aber auch in Deutschland entdekten Universal-Leucht-Heiz-Koch-Sud-Destillir- und Sparofen zu errichten« enhält vier Kupfertafeln mit Details. Es ist eine Liste von über 300 namentlich genannten Interessenten (Preänumeranten) , die sich aufgrund einer Meldung in der Presse bei ihm gemeldet hatte und sowie 22 Subskribenten enthalten.
Das Wiener Gasometer hat dazu die folgende Beschreibung veröffentlicht.
Im Ofen links wurde im unteren Bereich eingeheizt (c). Darüber befindet sich eine zweihalsige Querretorte (e) aus Gusseisen oder Ton, in der das zu entgasende Material (Steinkohle) gefüllt wird. Oberhalb befindet sich der Kochherd (f) und ein Bratrohr (g). Durch das Rauchrohr (h) zog der Rauch der Beheizung ab. Das Dampfrohr (i) leitete den Dampf aus dem Kochbereich ab. Das Gas aus der Retorte wurde über das Gasrohr (k) durch den Abkühler (l) geleitet um es abzukühlen und Reststoffe im Gas im Teerbehälter (m) absetzen zu lassen. Optional erfolgte auch eine Reinigung des Gases durch Kalkmilch.
Weitere Exemplate wurden in der Wohnung des damaligen Kreishauptmannes Vinzenz Edler von Rosenzweig und in der Kaserne aufgestellt. Auf Veranlassung des k.k. Feldzeugmeisters in Brünn, Graf Baillet de Latour, wurde diese Lampe in der Kaserne auf der Znaimer Burg zum Beheizen der Zimmer und zur Bereitung des Essens für 50 bis 60 Mann eingesetzt.
Die Bezeichnung »Themolampe« wurde allgemein für das Verfahren benutzt, unabhängig vom Brennstoff (vgl. Lampadius, Wilhelm August, Ueber Strassenbeleuchtung mit Steinkohlen durch die Thermolampe vorzüglich in Hinsicht ihrer Anwendung im Großen in Schweigger’s Journal, 8. – Nürnberg, in der Schrag’schen Buchhandlung, 1813,)
Für die Popularität des Begriffs spricht, daß 1815 ein Theaterstück it dem Titel »Der schwatzhafte Kuß, oder die Thermo-Lampe. Eine Kleinigkeit in Versen und einem Akte« von Joachim Perinet aufgeführt wurde.
Scan bei der österreichischen Nationalbibliothek, Signatur: 621744-A.Adl.3
in Leslie Tomory, Gaslight, distillation, and the Industrial Revolution, Hist. Sci. , xlix (2011)
1. Dean Chandler and A. Douglas Lacey, The rise of the gas industry in Britain(London, 1949); Johannes Körting,Geschichte der deutschen Gasindustrie mit Vorgeschichte und bestimmendenEinüssen des Auslandes (Essen, 1963); Arthur Elton, “Gas for light and heat”, in A history of technology , iv:The Industrial Revolution c. 1750 to c. 1850, ed. by Charles Singeret al. (Oxford,1958), 258–75; Stirling Everard, The history of the Gas Light and Coke Company, 1812–1949 (London, 1949); John Charles Grifths, The third man: The life and times of William Murdoch,1754–1839, the inventor of gas lighting (London, 1992); François Veillerette, Philippe Lebon,ou, L’homme aux mains de lumière: La vie et l’oeuvre de l’illustre inventeur français du gazd’éclairage et du chauffage au gaz (Colombey-les-Deux-Eglises, 1987).
9. In addition to ref. 75 below, see “Art. IX. Gemeinnüzige Anzeigen”, Gnädigst-privilegirtes Leipziger Intelligenz-Blatt auf das Jahr 1803, xxxvii (1803), 304–5; “Versuch mit der Thermo-Lampe”, Magazin der Handels- und Gewerbskunde, i (1803), 514–15; “Neue Einrichtung der Thermolampe:Von C. Bünger, Apotheker in Dresden”, Neues allgemeines Journal der Chemiei (1803), 464–6;“Notizen: Thermolampe und Consorten”, Allgemeines Journal der Chemie, x (1803), 644–65;“Winzlers Thermolampe”, National-Zeitung der Teutschen(1803), 855–6; Karl Bünger, “NeueEinrichtung der Thermolampe zum pharmaceutischen Gebrauche”, Annalen der Physik,xv(1803), 231–4; Friedrich Kretschmar, “Vervollkommung der sogenannten Thermolampe zumGebrauche für das Haus-, Fabrik- und Hüttenwesen”, Annalen der Physik,xiii (1803), 498–502;“Winzlers Thermolampe”, Physikalisch-ökonomische Bibliothek , xxii (1804), 343–54; CarlGottfried Bünger, “Neue Einrichtung der Thermolampe zum pharmaceutischen Gebrauchvom Herrn Apotheker Bünger in Dresden”, Journal der Pharmacie für Aerzte, Apotheker, und Chemisten, xii (1804), 101–4; Franz Sax,Vollständige Anleitung zur Holzsparkunst: Besonders für die österreichischen Staaten; nebst einer Beschreibung der Lebonischen Thermolampe; zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse (Vienna, 1804); “Thermolampe”, in Handwörterbuchder Naturlehre: Insonderheit für Ungelehrte und für Liebhaber dieser Wissenschaft , ed. by KarlPhilip Funke (Leipzig, 1805), 287–93.10. “Thermolampe”, in Oekonomisch-technologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft und der Kunstgeschichte, clxxxiii, ed. by WilhelmDavid Korth (Berlin, 1844), 254–60, pp. 256,
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