Microsoft zahlt für Biokohle

Microsoft hat sich nicht nur dazu verpflichtet bis 2030 CO2-neutral zu werden, sondern will darüber hinaus den ganzen Kohlenstoff, den es in seiner Firmengeschichte in die Atmosphäre gelassen hat, zurückholen und sicher einlagern. Mehr dazu unter Carbon dioxide removal auf der Firmenwebsite.

Zu den mittelfristigen Methoden heißt es bei den „Projects of interest“

  • Biochar and other types of carbon dioxide utilization sequester carbon for 100 to 1,000 years. We will prioritize projects that provide a full lifecycle analysis, adhere to best practices in feedstock and disposition, and avoid any human health hazards.

Das sind keine leeren Worte, sondern man hat schon Taten folgen lassen: Im März 2021 teilte die Firma puro.earth mit, daß sie von Mikrosoft für das „carbon dioxide removal“ ausgewählt worden sei.

Puro.earth bewertet Verfahren, die CO2 aus der Atmosphäre entnehmen,  entscheidet ob die Anbieter den strengen Kriterien für die CORCs (CO2 Removal Certificates) entspricht und ermittelt, wieviele Tonnen CO2 tatsächlich der Atmosphäre entnommen wurden.

(Australien) macht aus land- und forstwirtschaftlichen Abfällen und aus Reststoffen der Lebensmittel- und Holzverarbeitung Biokohle, die in der Landwirtschaft und im Gartenbau eingesetzt werden.

Homepage: rainbowbeeeater.com.au

(Finnland) stellt Biokohle für den Gartenbau, für Wasserfilter und für Biogasanlagen her.

Homepage carbofex.fi

Die Anlage in Hiedanranta in der Nähe von Tampere kann 700 t Biokohle 600 t Pyrolyseöl pro Jahr produzieren. An das lokale Nahwärmenetz wird 1 MW abgegeben.

Auch eine deutsche Firma dabei.

Der Familienbetrieb in 92286 Rieden stellt Biokohle für die Ackerbau und als Futterkohle her.

Homepage:carbon-cycle.de

In einer CTS-Anlage werden unbehandelte Hackschnitzel verarbeitet. Die Pflanzenkohlen ÖKO FEED und ÖKO TERR erfüllen alle in Deutschland geforderten Produktspezifikationen (Düngemittelverordnung, Bodenschutzverordnung, Futtermittelverordnung).

1,3 Millionen Tonnen Kohlenstoff gekauft

Von den „offset credits“, die Mikrosoft 2021gekauft hat, kamen 1,1  Mio. Tonnen aus dem Pflanzen von Bäumen und weitere  193,000 t kamen von der Speicherung von Kohlenstoff im Boden. Der Rest verteilt sich auf Bioenergie (2.000 t) und „direct air capture“ (2,000 t). [Quelle]

Auf eine Ausschreibung im Juli 2020 haben sich 189 Projekte beworben, von denen 15 ausgewählt wurden. Die verschiednen Optionen sind in dieser Graphik dargestellt und Biochar gehört da ganz selbstverständlich dazu:

Quelle: Forbes.com

Erfahrungen von Microsoft

Was Microsoft aus der ganzen Sache gelernt hat, kann man in dem Dokument „Lessons from an early corporate purchase“ nachlesen, das 2021 veröffentlicht wurde. Es stellt nochmal mit eindruckvollen Graphiken dar, warum CDR (Carbon Dioxide Removal) notwendig ist und lädt zur Diskussion über die Ergebnisse ein.

Auf Seite 19 wird auf die Erfahrungen mit Biokohle eingegangen und es heißt.

  • We found relatively few biochar projects available to
    purchase, and their pricing was substantially higher than
    shorter-term natural solutions. We required a full life-cycle
    analysis for each project to assess the net negativity of the process. We also learned that the best projects use clean biogenic feedstock with low moisture and high lignin content (a polymer that is an essential
    structural element in plant cell walls), including crop field residues and woody biomass. Finally, we required that all projects attested to safely and appropriately disposing of biochar to avoid any human health hazard. 

Im Biokohle-Segment (bei den mittelfristigen Lösungen) gab es nur wenige Anbieter und ihre Forderungen waren höher als die von den kurzfristigen Lösungen (Aufbau von Biomasse im Boden oder als Wald). Es wäre zu prüfen, ob die hohen Anforderungen (saubere Biomasse mit hohem Ligninanteil und wenig Feuchte) wirklich sachgerecht sind.

Weißbuch der EBI

Es gibt ja auch in Deutschland die Hoffnung, daß sich die Biokohle-Produktion durch derartige Kompensationsgeschäfte angekurbelt werden könnte. In dem Beitrag „Weißes Papier zu einem schwarzen Stoff“  bei AgroKarbo.Info wurde diese Hoffnung so beschrieben:

  • Forderung nach einer Kohlenstoffsenken-Ökonomie
    Damit Kohlenstoffsenken im notwendigen Umfang geschaffen werden brauche es eine Kohlenstoffsenken-Ökonomie mit entsprechenden finanziellen Anreizen.Es wird darauf hingewisen, dass die Nutzung fossiler Ressourcen und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen auf keinen Fall durch temporäre Senken, etwa Aufforstung, von ein paar Jahren “ausgeglichen“ werden könnten.

 

 

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