Pyrolyse in Guben

Gut eingemummelt widerstanden die KollegInnen aus Afrika den winterlichen Temperturen in Europa. Zum ENGHACO-Workshop an der SRH-Hochschule in Berlin waren Experten aus Ghana für eine Woche in Berlin.

Am 17. Januar 2019 stand die Besichtigung der Pyrolyse-Anlage der Firma Global EnerTec AG auf dem Programm. Dazu ging es in ein Industriegebiet der Stadt Guben direkt an der polnischen Grenze.

Die Kernidee von ENGHACO (Energize Ghana by Utilization of Pod Husks) ist die Nutzung der harten Schale der Kakaofrucht. Dr. Esther Akoto (im Bild in der Mitte) vom staatlichen Forschungsinstitut für Kakao (CRIG) hatte bei der Konferenz am Vortag erläutert, dass die Kakaoschale (Cocoa Pod Husk, CPH) als Nebenprodukt der Kakaoproduktion anfällt. Knapp 1 Million Tonnen verrotten ungenutzt in den Plantagen.

Ob die Weiterverarbeitung zu Biokohle eine technisch machbare Option darstellt, wurde bei Global EnerTec AG untersucht. In der Pilotanlage mit einer Leistung von 6 t/d wurden CPH von Kakaobauern in der Nähe von Kumasi verarbeitet. Sie waren im September 2018 eingesammelt und getrocknet worden. In einem Seecontainer wurden etwa 6 t des Materials nach Hamburg verfrachtet und auf verschiedene Pyrolyseanlagen in Deutschland verteilt. Das war ein wichtiger Schritt in dem Definitionsprojekt, das vom Bundesministerium für Wissenschaft gefördert wird.

Im Rahmen dieses Projekts konnten 6 Experten aus Ghana zu einer Konferenz in Berlin eingeladen werden. Darunter Dr. Henry Sintim von der University of Ghana (Legon) (im Bild rechts), der selbst zur Anwendung von Biokohle forscht und Feldversuche durchführt. In Ghana weiss man über die Vorteile von Biokohle durchaus Bescheid und verspricht sich davon einen Beitrag bei der Entwicklung der Landwirtschaft.

Dr. Fechner, der Betriebsleiter von Global EnerTec, war von der Biokohle aus Kakaoschale durchaus angetan und ist überzeugt, dass es auch in einer grösseren Anlage, die in Ghana betrieben werden könnte, funktionieren würde. Derzeit laufen die Vorarbeiten für eine Produktionsanlage zur Verwertung von Reifengranulat am Standort Guben.

Zu den Experten aus Ghana gehörten auch Fachleute für Pyrolyse. Dr. Moses Mesnah und Mike Commeh arbeiten an der Universität Kumasi (KNUST) und haben langjährige Erfahrungen mit Pilotanlagen für die unterschiedlichsten Ausgangsmaterialien. Wie in den meisten tropischen Ländern gibt es in Ghana eine beträchtliche Menge von Reststoffen aus der Landwirtschaft, die nicht genutzt werden oder sogar als Abfallproblem betrachtet werden müssen. Dazu gehören auch die  Schalen der Kokosnuss, die zunehmend im Hausmüll gefunden werden, weil Kokoswasser als reines Naturprodukt inzwischen Coca Cola Konkurrenz macht. Im Gegensatz zu den weitgehen unbekannten CPH ist Kokosschale ein begehrter Rohstoff für die Herstellung von Aktivkohle.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*