Kohlenwasserstoffe und Fette

Untersuchung der Kohlenwasserstofföle und Fette

sowie der ihnen verwandten Stoffe

Prof. Dr. D. Holde

Fünfte vermehrte Auflage

1916, Verlag von Julius Springer, Berlin

Quelle: archive.org Seite 442 Holzteer

D. Holzteer.

(Bearbeitet von J. Budowski.)

I. Technologisches.

Bei der trockenen Destillation von Holz, das aus Zellulose (C5H10O6), dem noch wenig erforschten Lignin oder Sklarogen (C19H24O10) und daneben aus Wasser, Dextrin, Starke, Zucker, EiweiBstoffen, Harzen, Sktherischen Olen, Gerbsäure, Farbstoffen, Mineralstoffen usw. besteht, erhalt man zunachst Wasser und femer leichter fliichtige organische Stoffe, weiterhin bei starkerer Erhitzung durch Spaltung der Zellulose Essigsaure und durch Spaltung des Lignlns Essigsaure, Methyialkohol und Azeton. Bei der Maximaltemperatur von etwa 400 °C, welche fur die Teerbildung noch in Betracht kommt, entstehen nach Klarson 1) neben Holzkohle C16H10O2, Wasser, Kohlensaure und Kohlenoxyd, Teer, brauner, waßriger Holzessig und Holzgase. Letztere werden verheizt oder unmittelbar zum Motorbetrieb an Ort und Stelle benutzt.

Der Teer ist im Holzessig teils gelost, teils suspendiert.

Bei der Verkohlung von Nadelholzern, die immer reich an Harz (Abietinsaure) sind, entstehen dementsprechend neben den
übrigen Kohlenwasserstoffen des Teers besonders reichlich auch Terpene, die ebenfalls auf dem Holzessig schwimmen.

Die aus dem Rohholzessig naah ruhigem Stehen abgeschiedenen Teerprodukte heißen „Absetzteer,“ die in ihm aufgelosten
Teerprodukte, welche durch Abdestillieren vom Lösungsmittel getrennt werden, heiBen Blasen- oder Rückstandsteer.

 

Zusammensetzung der Teerarten
Zusammensetzung der Teerarten

»Absetzteer« und »Blasenteer« unterscheiden sioh mehr im chemischen Charakter als im Aussehen. Letzterer ist durch
Polymersation und Kondensation von Aldehyden und Phenolen entstanden und ist ein wasserlösliches aldehydharzartiges Produkt, wahrend der Absetzteer naturgemaß reioher an wasserunlöslichen Kohlenwasserstoffen ist.

II. Eigenschaften der Teere.

a) Nadelholzteer.

Seine charakteristischen Bestandteile sind neben Kienolterpenen (sog. russischem Terpentinol) saure Bestandteile des Harzes (Abietinsaure), die bei der Destillation mit herubergerissen werden. Der waßrige Auszug des Teers ist gelblich und reagiert sauer (bei Teer aus Kohlen infolge von Ammoniakgehalt alkalisch). Er laßt sich zum Unterschied von Buchenholzteer mit Fetten, z. B. Schweineschmalz zusammenschmelzen. Echter Nadelholzteer hat harzartigklebrige Beschaffenheit, ist hell und darf beim Trocknen nicht nachdunkeln. GuterNadelholzteer soll auf Holzessig schwimmen, was durch den Gehalt an spezifisch leichtem Terpentinol und leichtem Harzol bedingt wird. Bei der Destillation des rohen Kienols aus Kienteerol gehen als leichteres Produkt noch die Essenzen »Kienöl« (Terpentinolersatz) und spöter die schweren Kienteerole über (s. S. 381).

b) Buehenholzteer.

Sehwarzbraune, olige Fliissigkeit, schwerer als Wasser, von scharfem, empyrheumatischem, kreosotartigem Geruch. Der wäßrige Auszug reagiert sauer (Essigsäure) und nimmt den Geruch des Teeres an. Im Gegensatz zum Nadelholzteer enthalt der Buchenholzteer mehrwertige Phenole und deren Derivate (Guajakol- und Pyrogallol-Derivate).

c) Birkenteer

(wird in Polen und im Gouvemement Minsk in Rußland gewonnen). Dünne, gelbgrunliche, naoh Juchten riechende Flussigkeit, spezifisches Gewicht (naoh Hirschsohn^) 0,926—0,946 bei 20 °C. In den Handel kommt der Birkenteer meistens mit Tannenteer verfälscht (Hirschsohn). Tannenteer lost sich zum Unterschied von Birkenteer vollständig in Spiritus (96 %), 96proz. Essigsaure und in Anilin. Bei der Bereitung von Juchtenleder findet Birkenteer größere Verwendung. Er
wird auch zur Likör-Aromatisierung benutzt.

1) Pharmaz. Ztschr. f. Ruflland, 1877, S. 213.

d) Unterscheidung verschiedener Holzteere durch Loslichkeit.

Unterscheidung von Holzteeren
Unterscheidung von Holzteeren

 

 

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