Charbon de Paris

[866] Charbon de Paris (spr. Scharbong de Parih), neues Brennmaterial, besteht aus dem pulverigen Abfalle der Steinkohlen, Steinkohlentheer aus den Gasanstalten, aber auch aus Holzkohlenpulver. Steinkohlentheer u. Kohlenpulver werden gemischt, gepreßt u. in bes. construirten Öfen zu einer porösen Kohle gebrannt.

Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon

Die Deutsche Glühstoffgesellschaft hat unter dem Markennamen „Dalli“ ein ähnliches Produkt hergestellt, das sich aber in der Herstellung unterscheidet. (Patent D.R.P. 141 343, 19. 4. 1901)


Aus der Website http://dico-chauffage.ultimheat.com/ der Eintrag Charbon de Paris auf französisch, die etwas zur Geschichte erklärt.

Am 4. August 1845 meldete Antoine Popelin, Kaufmann in Paris, Rue Vivienne 41, ein Patent für das an, was er künstliche Holzkohle oder Cola-Charbon nannte, dann Charbon de Paris. Er beschrieb die Herstellung von Briketts aus agglomeriertem Holzkohlenstaub und getrockneter Rinde. Es war erfolgreich und die Firma Popelin-Ducarre (gegründet mit seiner Frau Philiberte Ducarre) entwickelte eine Maschinen für eine wirtschaftliche Massenproduktion. Um 1850 erfolgte die Vermarktung unter dem Namen „Charbon de Paris“ oder „charbon de bois aggloméré“. Dem ursprünglichen Patent folgten zahlreiche Ergänzungen bis 1852, und die endgültige Zusammensetzung beinhaltete auch Teer, der reichlich in den Gaswerken anfiel, als Bindemittel.

Die Mischung wurde komprimiert, zu Zylindern oder Briketts geformt und anschließend teilweise karbonisiert. Dies führte zu einem kompakten Produkt mit einer guten mechanischen Festigkeit und einem Heizwert von 4/5 der gesamten Holzkohle. Außerdem brannte es langsam, so dass es der Brennstoff der Wahl für alle Arten von kleinen tragbaren Heizungen war. 1857 übertrug die Firma Popelin-Ducarre et Cie ihre Tätigkeit auf die Compagnie Parisienne pour la fabrication des agglomérés et des charbons de Paris. Das Herstellungsrezept wurde von vielen anderen aufgegriffen, die, um nicht der Fälschung beschuldigt zu werden, andere Namen verwendeten: charbon de Montreuil; charbon de la ville; charbon de l’éclair (fabriqué à Paris par M. Testelin) charbon de Bordeaux (fabriqué par M. Magniados); charbon économique; charbon nouveau etc. „Charbon de Paris“ wurde bis in die Zwischenkriegszeit von der Société du Charbon de Paris hergestellt und unter der Marke LD (Lefranc-Ducarre) verkauft. Aufgrund des Brennstoffmangels tauchten Holzkohlebriketts aus Paris im Zweiten Weltkrieg kurz wieder auf.

Dinglers Polytechnisches Journal: Ueber Mineralöl, Hydrocarbür, Photogene und Paraffin; von Hrn. H. Angerstein.
1855, Band 137/Miszelle 10 (S. 465–466)

Die gewonnenen Kohks benutzt die Hamburger Fabrik, mit Steinkohlen und einer gewissen Portion Theerrückstand vermischt, als Heizmaterial, während ein anderer Theil dieses Rückstandes der zweiten Destillation zur Fabrication der sogenannten künstlichen Kohlen (Patentkohlen, charbons de Paris) verwendet wird. Paraffin gewinnt man in Hamburg nicht.

Wagenmann, über Photogen- und Paraffin-Gewinnung.
1856, Band 140, Nr. CIV. (S. 461–464)

Die Kohks werden nachher am untern Ende ausgezogen und in eine dicht verschließbare Löschgrube gebracht, aus welcher dieselben nach einigen Tagen genommen und auf ein künstliches Brennmaterial (Patent Fuel oder Charbon de Paris) verarbeitet werden.

Loiseau, über Verwendung der Steinkohlenlösche zu künstlichem Brennmaterial.

1872, Band 204, Nr. C. (S. 364–368)

C. Ueber Verwendung der Steinkohlenlösche zu künstlichem Brennmaterial; von E. F. Loiseau.
Vorgetragen im American Institute of Mining Engineers. – Aus dem Engineering and Mining Journal, März 1872, S. 152.

In Paris fabricirt man aus einem Gemenge von Steinkohlenklein, Sägespänen und rohem Steinkohlentheer ein zu technischen Zwecken bestimmtes künstliches Brennmaterial, die sogen. Pariser Kohle (charbon de Paris) in der Weise, daß das erwähnte teigartige Gemenge einem sehr starken Drucke unterworfen, dadurch in cylindrische Stücke gepreßt und zur möglichsten Verhütung der Entwickelung von Rauch und üblem Geruche 24 Stunden lang in Oefen „gebacken“ und beinahe vollständig verkohlt wird. Dieses Material verbrennt sehr langsam ohne Flamme, und gibt nur wenig Hitze.