Ein Renault Trafic mit Holzgasantrieb
Hans Söhl aus Obertaufkirchen berichtet, wie er ein modernes Fahrzeug auf Holzgas umgerüstet hat und monatelang damit gefahren ist:
In einer gemütlichen Runde kam 2005 das Thema auf den nächsten Faschingszug und ich meinte da sollte man mal was Altes-Neues machen: Wir fahren mit einem Holzvergaser.
Wir haben gemeint, was die früher konnten, das können wir mit unserer modernen Technik schon lange….
Danach sind alle Beteiligten abgesprungen. Ich war aber vom ersten Tag an von dieser Technik fasziniert. Richtig gefahren bin ich dann 2009 mit einem Renault Trafic. In den letzten Monaten habe ich die Fahrstrecke von 20 km zu meinem Arbeitsplatz täglich mit dem Holzgasauto zurückgelegt.
Warum ein Renault Trafic?
Bei der Suche nach einem idealen Fahrzeug, mit Ladefläche und Benzinmotor, kam ich zu einem Renault Trafic. Auf der Ladefläche konnte die Vergasungsanlage ohne Probleme untergebracht werden und es war noch Platz für den Brennstoff. Mit 80 PS ist die Motorisierung noch ausreichend für den Betrieb mit Holzgas.
Die Gasanlage
Die Vergasungsanlage ist eine Eigenkonstruktion, bei der vorteilhafte Eigenschaften von verschiedenen Modellen kombiniert wurden und eigene Erfahrungen mit eingeflossen sind. Der Vergaser arbeitet nach dem Prinzip »Imbert«, die Gasreinigung ist nach vielen Tests immer weiter optimiert und vereinfacht worden.
Tankholz:
Jedes lufttrockene Holz möglichst in der Größe wie auf dem Bild dargestellt – ohne Fremdkörper wie Mörtel, Nägel und der gleichen – kann verwendet werden. Säge- oder Hobelspäne und morsches Holz sind ungeeignet.
Lufttrocken ist Holz, wenn es nach dem Fällen und Schneiden mindestens 2 Jahre in einem überdachten Schuppen gelagert wurde.
Eine Füllung mit schwerem Hartholz reicht länger als das leichtere Weichholz, trockenes länger als feuchtes. Jedoch ergeben gleichtrockenes Hartholz und Weichholz nach Gewicht gleich viel und auch gleich gutes Holzgas, so dass im SM -Vergaser jede Holzart verwendet werden kann.
Die Holzkohlenbildung ist bei Buchenholz am Besten, so dass anderen Holzarten oft Buchenholz beigemischt wird.
Anfachgebläse
Das Anfachgebläse dient zum Anheizen des Gaserzeugers. Das mit einer Absperrklappe versehene Ausblasrohr leitet das beim Anfachen erzeugte Gas ins Freie. Der kleine Elektromotor des Anfachgebläses wird von der Fahrzeugbatterie gespeist. Eine Stromversorgung vom Netz oder ein Handgebläse können in Sonderfällen sinnvoll sein.
Anlassen:
Wenn das Gas gut ist, kann das Anfachgebläse abgestellt und die Absperrklappe geschlossen werden. Nach dem Einschalten der Zündung gibt man Vollgas und betätigt den Anlasser. Gleichzeitig wird die Luftdrosselklappe langsam soweit geöffnet bis der Motor anspringt.
Der Motor läuft nun langsam durch, wobei das Gas zurückgenommen wird. Meist wird kurz nach dem Anlassen das Holzgas schlechter. Dieser sogenannte „schwache Punkt“ wird überwunden, indem wieder etwas mehr Gas gegeben wird und falls der Motor trotzdem noch stehen bleiben will, sollte die Luftdrosselklappe etwas geschlossen werden, um den Motor am Laufen zu halten. Nach Überwinden dieses schwachen Punktes richtet sich die Gaserzeugung nach der Stellung der Gemischdrosselklappe, so dass der Wagen betriebsbereit ist
Fahrbetrieb
Die Fahrweise ist beim Holzgasbetrieb doch etwas anders, als beim Betrieb mit Benzin oder bei Dieselfahrzeugen.
Einige Dinge sollte der Holzgasfahrer unbedingt beachten:
Der Motor wird immer auf hoher Drehzahl gehalten, d.h. frühzeitig schalten und immer wieder die Einstellung der Luftdrosselklappe durch Verstellen des Lufteinstellhebels prüfen. Die maximale Leistung im Holzgasbetrieb ist nur bei richtiger Gemischeinstellung vorhanden. Die Luftmenge muss also nach Leistung geregelt werden. Bei zuviel Luft lässt die Leistung des Motors nach und „patscht“. Bei zuwenig Luft lässt ebenfalls die Leistung nach und bewirkt einen starken Anstieg des Holzverbrauches.
Bei optimaler Einstellung der Vergasungsanlage und bei voller Motorleistung ist die Luftdrosselklappe möglichst weit geöffnet. Mit dieser Einstellung ist der maximale Wirkungsgrad der Holzgasanlage zu erreichen.
Mit meinem Renault Trafic hab ich schon Lasten über 1,2 t über 80 km an einem Stück transportiert. Steigungen wurden dabei oft im 1. Gang gefahren, da das Drehmoment im unteren Drehzahlbereich zu gering ist. Ohne Ladung konnte ich schon Steigungen bis 14% erklimmen, aber steilere Strecken haben wir in unserer Gegend nicht.
Resüme
Die Holzgasfahrerei ist wohl eher etwas für unerschrockene Freaks, die das Außergewöhnliche suchen. Ein Holzgasfahrzeug sollte man als Hobby betrachten das riesig Spaß macht und eben nicht alltäglich ist. Diese Technik ist für heutige Verkehrsverhältnisse nicht als alltagstauglich zu bewerten.
Sinn und Zweck der Holzvergasung, ist die stationäre Anwendung als BHKW zur Wärme und Strom Produktion. Diese Energieerzeugung, aus Nachwachsenden Rohstoffen, stellt auch das Entwicklungsziel in unserer Zeit dar.