Hlubek, Ernährung der Pflanzen und die Statik des Landbaues.

Ernährung der Pflanzen und die Statik des Landbaues.

Eine von der dritten Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu Potsdam 1839
gekrönte Preisschrift
Dr. F. L. Hlubek,
Professor der Land- und Forstwirthschaft am Ioanneum zu Grätz, Referent des Centrale der k. k. Lanbwirthschafts-Gesellschaft in Steiermark, Mitglied der k.k. Universität zu Lemberg und mehrerer landwirtschaftlichen Vereine des In- und Auslandes.
Prag,
Calve’sche Buchhndlung, Prag 1841.

 

Achter Abschnitt.
Von dem Ersatze durch anderweitige Düngerarten, als den Stallmist.

428. Kohle 418
429. Spodium 419
430. Oppelsdorfer Kohle —
431. Ruß 420
432. Gips 421
433. Ansichten über seine Wirksamkeit ……… 422

Kohle.

§ 428.

Seit der Einführung der Zuckererzeugung aus Runkelrüben wird die Frage verhandelt : ob das gebrannte und in den Zuckerfabriken bereits benützte Knochenmehl oder Spodium als Dünger
mit Vortheil angewendet werden könne?

Um diese Frage genügend beantworten zu können , ist es vor Allem erforderlich , die Eigenschaften der Kohle überhaupt und die des ausgenützten Spodiums insbesondere näher zu betrachten. Diese Eigenschaften sind :

1. Besitzt die Kohle zertheilt und angefeuchtet keine Cohäsion; daher werden durch sie bindige Grundstücke gelockert;

2. besitzt sie vermöge ihrer dunklen Farbe die größte Erwärmungsfähigkeit unter den bekannten Düngerarten und Vodenbestandtheilen; daher können durch ihre Anwendung kalte Grundstücke in ihrer Erwärmungsfähigkeit und mithin in ihrer Thätigkcitgesteigert werden (In Norwegen wird der Schnee auf den Feldern mit Kohle oder Asche bestreut, um sein Schmelzen zu befördern. In der Gärtnerei wendet man Kohlenpulver wie z. B. Melonen, zur vollkommenen Zeitigung zu bringen.)

3. hat die Kohle ein sehr großes Absorptionsvermögen für die verschiedenartigsten Gasarten und Dünste ; sie vermag also den Pflanzen die Elementarstoffe aus der Atmosphäre zuzuführen, ihre Ercretionen zu verschlucken und mithin die Vegetation auf diese zweifache Weise vermöge ihrer Absorptionsfähigkeit zu befördern ;

4. wirkt die Kohle antiseptisch oder fäulnißwidrig ; daher kann sie das weitere Umsichgreifen der Fäulniß verhindern, von welcher die Pflanzen angegriffen sind ;

5. besitzt sie eine große Verwandtschaft zum Sauerstoffe, mit welchem der Kohlenstoff die Kohlensäure bildet, welche als die vorzüglichste Nahrung der Pflanzen erscheint ;

6. besteht die Thierkohle aus :
88 Theilen Phosphor-, kohlen- und schwefelsaurem Kalke,
etwas Schwefeleisen und Eisenoxid
1,0 – Kohlenstoff, und
2 – Kohleneisensilicium (Die Runkelrübe, ihr Anbau und die Gewinnung des Zuckers aus der selben, von vr. F. Hlubek, Laibach 1839, S. 66) und

7. enthält die bereits in den Fabriken angewendete Thierkohle überdieß noch Schleim, Färb- und Eiweißstoff, Spuren von Zucker, Kali und Kalk.
§ 429

 

Nach diesen Eigenschaften sollte man zu der Folgerung geführt werden, daß die Kohle, und insbesondere die in den Zucker- und Berlinerblaufabriken bereits benützte Thierkohle, zu den kräftigsten Düngerarten gezählt werden könne.

Nach den Versuchen, welche ich im Auftrage der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Krain mit dem ausgenützten Spodium an stellte (Die Veranlassung zu diesem Auftrage war die Ausfuhr des benutzten Spodiums aus der Laibacher Zuckerraffinerie nach Marseille, wo es die Winzer um den Preis von 20 kr. pr. Ctr. bei den Reben anwenden sollen.Um die Ausfuhr zu verhindern und das Spodium im Lande zu verwenden, war ich beauftragt, dasselbe bei den verschiedenartigsten Pflanzen anzuwenden, um über den Erfolg zu relationiren.) und von welchen die wichtigsten in der Beilage sub X angeführt erscheinen, so wie nach den Erfahrungen, welche die Landwirthe
um Krainburg in Krain eingeholt haben , lassen sich folgende Regeln in Beziehung auf die Wirksamkeit des Spodiums aufstellen :
1. Das unvorbereitete Spodium, es mag aufweiche Art und bei welchen Pflanzen immer angewendet werden, bleibt auf einem sandigen, trockenen Boden wirkungslos ;
2. bei bindigen Bodenarten erscheint das unvorbereitete Spodium , wenn es in größerer Quantität angewendet wird , als ein Verbcsserungsmittel der Bodenmischung ;
3. mit Erde, Straßenkoth oder Grabenschlamm vermischt zeigt es sich, auf feuchten Wiesen ausgestreut, wirksam, und
4. bringt es, mit thierischen Excrementen — besonders der Schafe und Pferde — vermengt, günstige Wirkungen hervor ; vorzugsweise aber dann, wenn es über den Buchweizen ausgestreut oder in die Kartoffelreihen gebracht wird (Durch die Beimischung mit thierischen Excrementen wird die Gährung befördert, und das hierbei entstandene Ammoniak scheint die Ursache der Auflöslichkeit der organischen Beimischungen der Thierkohle, so wie des Kohlenstoffes zu seyn.).

[moderne Analyse von Spodium = Knochenasche im Gegensatz zu Knochenkohle)

Oppelsdorfer Kohle.

§. 430.

Eine besondere Art der Kohle ist die sogenannte Oppelsdorfer Kohle, welche bei Zittau in Sachsen gewonnen wird.Nach den Analysen des Dr. Schmid in Jena ist diese Kohle zusammengesetzt aus:

12,500 pCt. hygroskopischen Wassers,
19,166 – wasserleeren Vitriols,
14,001 – Thons,
7,885 – Schwefelkieses, und
46,448 – organischer Substanz *),
100,000 pCt.

Sie wird in dem benachbarten Böhmen auf kalkhaltigen Grundstücken, welche im Stande sind , den Vitriol zu zerlegen und Gips oder schwefelsauren Kalk zu bilden , mit dem besten Erfolge angewendet.

Das Verfahren, welches man hierbei beobachtet, ist:
Man bringt 1500—2000 Scheffel dieser Kohle in Haufen von 3′ Höhe und läßt diese der Einwirkung der Atmosphäre, der Verwitterung, mehrere Monate ausgesetzt; darauf wird die stark verwitterte Kohle gedroschen , um sie zu zerkleinern , durchgeworfen, abermals das Grobe gedroschen, durchgeworfen und endlich im Herbste in sehr verschiedenen Quantitäten angewendet**).

Die Wirkung der Oppelsdorfer Kohle stimmt mit der des Gipses überein, nur ist dieselbe, nach den Versuchen des als Landwirt!) und Staatsmann ausgezeichneten Grafen von Harti g, gegenwärtigen Staatsministers in Oesterreich , weit größer als beim Gips ***).

Ruß.

§. 431.

Nach Braconnot sind die Vestandtheile des Rußes : ‚

30,20 Ulmine,
20,00 thierische Stoffe, die im Wasser leicht löslich sind,
0,20 Ammonium-Acetat,

0,50 ein eigener scharfer und bitterer Stoff,
3,85 kehliger, in Alkalien unlöslicher Bestandteil,
4,10 Pottasche- Acetat,
0,36 Pottassium-Chlorür, und
40,79 Kalk-, Kiesel«, Vittererde und Spuren von Eisen-Acetat*),
100,00.
Aus den organischen Stoffen, dem Ammonium und der dunklen Farbe des Rußes erklärt sich seine wohlthätige Wirkung, wenn auch nur 8 — 10 Ctr. pr. Joch angewendet werden.


 

Zur Oppelsdorfer Kohle schreibt das Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen

Auch Oppelsdorf war in den frühesten Zeiten ein blosses Afterlehn der Herrschaft Seidenberg, nachher Reibersdorf, doch kam es sehr bald zur Herrschaft selbst.

Das hiesige Schloss gewährt, wie die Abbildung deutlich zeigt, ein schönes Bild und dürfte es nicht zu viel gesagt sein, wenn man behauptet, dass gerade Oppelsdorf mit seinen jetzigen Gebäuden zu den schönsten Landsitzen der Lausitz zu rechnen ist.

Der Ort selbst zeichnet sich durch sein Schwefelkohlenwerk aus, welches im Jahre 1804 der gräfl. Einsiedelsche Secretär J. A. Blume entdeckte.

Das hiesige Erdkohlenlager liefert eine Kohle, die unter die allgemeine Klasse der Braunkohlen gehört, führt aber wegen ihres besondern chemischen Gehalts den Namen Schwefelkohle. Sie scheint viel seltener zu sein, als die gewöhnliche Braunkohle oder bituminöse Holzerde, welche in der Oberlausitz ziemlich an 34 Orten gefunden wird. Unzweifelhaft ist sie durch Niederwerfen und Ueberschwemmen grosser Wälder früher entstanden, als die gewöhnliche Braunkohle, ohne jedoch so alt zu sein, als die Steinkohle, mit welcher sie übrigens in Rücksicht auf die Farbe, der Mineralisation und des Lagers mehr Aehnlichkeit hat, als alle sonstigem Braunkohlenlager. Man versuchte diese Kohle erst zur Feuerung anzuwenden und schwefelte sie selbst ab; der Gestank aber, den sie verbreitete, war unerträglich. Deshalb machte man Versuche mit ihr als Düngungsmittel und diess mit glücklichem Erfolge, so dass sie später zum Düngen der Klee-, Erbsen-, Wicken-, Kraut- und Flachsfelder, auch zur Verbesserung der Wiesen und Gärten mit Erfolg angewendet wurde. Sie wirkt wie Gyps, darf jedoch nicht zu stark gestreut werden.

 

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